Richtig schreiben

Ja – nun: wie schreibt man denn richtig? Wie man „recht“schreibt verrät einem immerhin der Duden, aber wie man richtig schreibt, verrät einem keiner so wirklich. Was bedeutet überhaupt „richtig schreiben“?

Was richtig ist, oder nicht, ist eine gepflegte Kontroverse

Das beginnt schon dort, wo sich die Experten und die angeblichen Experten darüber streiten, wie man Texte für das Internet richtig schreibt.

Während jede Tageszeitung noch Wert darauf legt, dass ihre Schreibenden einen gepflegten Wortschatz beherrschen und ordentlich formulieren können, und ihre Beiträge so schreiben. dass man vom Artikel tatsächlich gefesselt wird, und ein gewisser Lesefluss entsteht, propagieren die Online-Experten genau das Gegenteil:

Sätze müssen kurz und einfach sein – banal ist auch gern gesehen, weil eben leicht verständlich – Kommata sind böse, und überhaupt sollte man lieber Kommas schreiben, weil das auch leichter verständlich ist.

Satzzeichen außerhalb von Punkt und Komma sind abgeschafft, Gedankenstriche und Strichpunkte sind ein böswilliger Angriff auf den Leser, Absätze sind höchstens fünf Sätze lang, damit’s nicht zu viel wird und das Niveau eines Fünftklässleraufsatzes ist gerade noch verträglich. Alles was darüber hinausgeht, ist unerwünscht. Bei den Stilvorgaben müsste man selbst die Bild als literarisch zu hochstehend disqualifizieren.

Begründung ist, so die Experten für Online-Texte, dass Leser im Internet Texte nicht mehr lesen, sondern nur noch „scannen“ – also überfliegen, wie man das auf Deutsch sagen würde, und sich nur noch kleine Informationshappen herauspicken würden, damit es schneller geht.

Ja, Himmelherrgott, natürlich will diese Fünftklässlersätze auch keiner einen nach dem anderen lesen, wo einem vor Banalität die Füße einschlafen. Kreativität ist nämlich auch böse, die könnte ja jemand nicht verstehen. Ja, wir sind alle Vollidioten, danke.

Vielleicht – nur möglicherweise – könnte es doch sein, dass in diesem Fall, bei den Online-Texten, eher die Lösung das Problem ist als das Problem selbst. Mich beschleicht jedenfalls jedes Mal das nackte Grauen bei diesen „optimierten“ Texten.

Was ich Ihnen damit sagen will: Vertrauen Sie nicht gleich jedem, der Ihnen erzählt, wie man „richtig schreibt“. Manches davon ist einfach ausgemachter Blödsinn. Richtig schreibt man immer so, wie jemand anders es gerne lesen will. Und auf Web-Texte, mit Verlaub, trifft das mit dem „gerne“ ganz sicher nicht zu. So viele Menschen mit einem IQ von unter 75 haben wir dann auch wieder nicht.

Bringen Sie zuerst Ordnung in Ihre Gedanken – das genügt

Richtig schreiben hat vor allem mit richtig Denken zu tun. Wenn Sie Ordnung in Ihren Gedanken haben, können Sie auch problemlos Dinge geordnet und verständlich mitteilen.

Auch beim Schreiben eines Romans müssen Sie Ordnung in Ihren Gedanken haben: Sie müssen sich auf die jeweilige Szene und den ihr innewohnenden Konflikt konzentrieren, das Setting klar vor sich sehen, und mit allen Sinnen vor Ihrem inneren Auge erleben können. Wenn Sie das gerade nicht können, wird es Ihnen auch nicht gelingen, eine überzeugende Szene zu schreiben.

Mehr braucht es eigentlich auch schon nicht – versuchen Sie bei Sachbüchern Dinge klar und ruhig auf den Punkt zu bringen, und versuchen Sie nicht von vornherein, für geistig Minderbemittelte zu schreiben. Das beleidigt nämlich alle anderen, und das ist nicht nett. Die intelligenten Menschen haben Ihnen nämlich nichts getan.

Wenn Sie etwas klar und geordnet erklären, und einem durchgehenden roten Faden folgen, ist das völlig ausreichend. Alles andere ist schon zuviel. Und wenn es jemand dann doch nicht verstehen sollte, dann ist das – hart aber wahr – sein Problem, und nicht Ihres. Für seine eigenen Intelligenzdefizite ist jeder selbst verantwortlich.

Und schreiben Sie spannend, fesselnd und „leichtfüßig“ – Sie sollten beim Schreiben an ein Kind denken, dass pfeifend über die Steine in einem Fluß hüpft, fröhlich und leichtfüßig von einem Stein zum anderen.

Wenn Sie dieses Gefühl beim Schreiben haben, vermittelt das auch Ihr Text und ist spannend und lesenswert. Wenn Sie das so beim Schreiben empfinden, kommt das auch auf der anderen Seite beim Leser immer an. Außer bei denen halt, die „optimierte“ Texte brauchen, weil sie sonst nicht mithalten.

So viele sind das aber nicht, vertrauen Sie mir.